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Das 16. Lebensjahr
Manch ein Knabe oder Mädchen erlebt sich mit 16 Jahren als eingesperrt im eigenen Leib. Dennoch wird man über kurz oder lang seine jugendliche Begrenztheit hinter sich lassen. Zwar ist die Außenwelt in der Hauptsache die Welt der Erwachsenen, aber man hat als 16-Jähriger das Verlangen, eines Tages Teil dieser Welt zu sein und sie sich mit den anderen zu teilen. Mutig zu sein und Lust zu haben, sich zu erweitern, sind Kräfte, die uns bei dieser Entwicklung helfen. Wenn die Zeit gekommen ist, halten wir in diesem Alter an einem Gedanken fest, setzen uns ein Ziel und wir fassen einen Entschluss, den Schritt ins Freie und Unbekannte zu gehen.
Die eigenen Stärken erkennen
Um selbstständig zu werden, lernen Schülerinnen und Schüler in diesem Alter, die eigenen Empfindungen in Einklang mit der Außenwelt zu bringen. Hilfreich sind dabei eine gewisse Anpassungsfähigkeit, aber auch Risikofreude. Ebenso brauchen wir den Mut, etwas selbstständig schaffen zu wollen. Zu tun, was man als Aufgabe gestellt bekommen hat. Um festzustellen, dass man damit den engen Kreis seiner Wirkung erweitern kann.
Nicht jeder wird seine eigenen Stärken auf Anhieb erfühlen und erkennen. Dazu braucht es Gelegenheiten, sich an der einen oder anderen Aufgabe zu erproben. Man probiert sich aus. Deshalb ist das Alter von 16 Jahren ideal dafür, um ein berufliches Praktikum zu machen. Dabei hat man die Chance, in gewisser Weise als 16-Jähriger an der Welt der Erwachsenen teilzuhaben.
Mit Gleichaltrigen arrangieren wir uns in der gemeinsamen Begrenztheit. Zugleich ahnen wir, dass die Zukunft unserer Altersklasse in die Hände spielt. Wir stehen eng an der Seite derjenigen, die zu unserer Clique zählen. Und wir sehen uns selbst in den Mitgliedern der eigenen Clique. Am bequemsten ist es, sich selbst so zu verhalten wie die anderen. Man zögert, seinem Ehrgeiz einmal freien Lauf zu lassen. Andererseits fühlt man sich selbstständig genug, auf einem bestimmten Gebiet etwas zu wagen und mehr zu leisten als andere. Die Leistungsbereitschaft steigt und man bekommt langsam ein Gefühl dafür, wie es ist, eine Sache gut zu machen.
Man stürzt sich nicht in Abenteuer
Das große Problem in diesem Alter ist die Empfindung, auf den eigenen Leib begrenzt zu sein. Während unsere Gefühle in die Weite gehen, während wir nach magischen Worten suchen, nach fantastischen Ideen und Gedanken streben, halten wir es mit unserem Körper eher bescheiden. Wir haben das Gefühl, dass er uns an einen bestimmten Ort bindet. Dieses Gefühl wird mit der Beengtheit der Verhältnisse in Verbindung gebracht, in denen man lebt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele mit 16 Jahren anfangen, darüber nachzudenken, eines Tages auszubrechen. Es ist das Gefühl der Beengtheit, dass wir dadurch loswerden wollen, indem wir nach Wegen suchen, uns andernorts die Welt anzuschauen. Mit 14 Jahren lag es noch außerhalb unserer Vorstellungen, an der Freiheit zu schnuppern. Niemand wagt es, sich mit 14 in ein Abenteuer zu stürzen. Mit 16 sieht die Sache schon anders aus.
Das Leben im Internat
Das Leben im Internat Hat für einen 16-Jährigen den Vorteil, von zuhause weg zu sein, um sich selbst zu erproben. Im Gegenzug verliert man die wärmende Hülle der Familie. Durch den Kontakt mit Jugendlichen anderer Länder verliert man die Scheu vor dem Ausland. Die Neugier darauf, wie Menschen in anderen Ländern leben, wird geweckt. Die Länder, aus denen die Mitschüler kommen, verlieren etwas von ihrer Fremdheit. Die Sache mit der Mobilität bei 16-jährigen hat nicht nur einen Bezug zu fremden Ländern, sondern auch zu ungewöhnlichen Sportarten, Kulturaktivitäten, Kunst und Literatur. Gleichgültig, ob im Internat oder zu Hause, man befindet sich auf dem Weg ins Unbekannte. Sich eine Fähigkeit anzueignen, sei es das Musizieren mit einem Instrument, sei es das Segeln auf dem Wasser oder das Training der eigenen Muskeln, diese Tätigkeiten wie zahlreiche andere definieren uns mit 16 Jahren als tätige Menschen, die sich in der Bewegung auf die große Reise des Lebens begeben. Was wir uns dabei erarbeiten, sind Kompetenzen, die wir ohne unsere Eltern und normalerweise ohne unsere Geschwister erwerben. Ganz allein, aber mit einer verbindenden Komponente zu den anderen. Aus einer solchen Dualität sind wir auch bei der leiblichen Geburt hervorgegangen. Zwar vereinzelt uns die Geburt, separiert uns zum Individuum, zugleich aber verbindet uns die Geburt mit den anderen, die zum Menschsein gelangt sind.
Sich aus der Beengtheit befreien
Eine Betrachtung zum 16. Lebensjahr wäre unvollständig, ohne den näheren Blick auf die Gemeinschaft zu Gleichaltrigen. Soziale Kontakte bestehen zu den Klassenkameraden beiderlei Geschlechts durch den Besuch der Schule. Im Klassenzimmer hat man es zusätzlich mit den Lehrerinnen und Lehrern zu tun. Innerlich nehmen die Erzieher einen breiten Raum in der Wahrnehmungswelt der 16-Jährigen ein. Sie sind Vorbild und Abbild. Sie fordern zum Vergleich heraus und dienen dazu, die Sympathie- und Antipathiekräfte zu trainieren. Allein durch das Bild der Lehrer wird ein Sog auf die leiblich-seelische Empfindung der Schülerseele ausgeübt. Sie wächst am Bild des Lehrers in verschiedenen Richtungen. Anders ist es bei der Clique. Die Clique dient dazu, das Haus und die Familie vorübergehend zu verlassen. Um die Clique zu treffen, kehren die Jugendlichen ihrem Zuhause den Rücken zu. Dies geschieht regelmäßig, um öfters mit der Clique irgendwo abzuhängen, ein Ort, an dem man sicher sein kann, dass man unter sich (und nicht zu Hause) ist.
Sich aus der Beengtheit des Kindseins zu befreien, ist für manch einen damit verbunden, sich einen fahrbaren Untersatz zu beschaffen, ein Mofa, ein Pedelec oder ein vergleichbares Gefährt. Damit löst man sich aus der Begrenztheit des eigenen Leibes. Der eigene Körper wird in Kombination mit dem Fahrgerät zum Träger der Freiheit, sich nach Belieben an einen anderen Ort zu begeben.
Lernen, Grenzen zu überschreiten
Bei alledem entfernt sich der 16-Jährige von zu Hause, bleibt aber den Mitgliedern der Familie verbunden, an vorderster Stelle der Mutter und dem Vater. Das Paradoxe, das Gegenläufige spricht aus nahezu jeder Handlung in diesem Alter. Hinzu kommt, dass wir als Heranwachsende mit uns selbst allein sind. Wenn man sich aus dem Kreis der anderen herausbewegt (Schulklasse, Clique, Freunde, Familie), vereinzelt man als Mensch, begegnet aber der Freiheitsmöglichkeit, die darin besteht, der Welt insgesamt neue Begegnungen abgewinnen zu können. Mehrmals am Tag überschreitet man dabei eine Grenze, was jeweils einen kleinen Schmerz auslöst, der nur dadurch gemildert werden kann, dass man sich klar macht, das Vertraute behalten zu können und die anderen bald wiederzusehen.
Kindheit und Jugend nach und nach abstreifen
Der Geburtshelfer der Freiheit ist der Mut, zunächst kleine, dann aber größere Schritte allein zu gehen. Der persönliche Mut gibt uns die Kraft, vorsichtig zu sein, ein stückweit aber auch, sich furchtlos auf den Weg zu machen. Wir fühlen dabei, dass das Leben seine Intensität steigert.
Mit 16 Jahre stellen sich die Jugendlichen der Frage: Was kann ich? Wer will ich sein? Auch in Abgrenzung zu anderen. Für die Antwort kann es an manchen Tagen für alle Beteiligten schon mal aufreibend und hitzig werden. Denn es besteht ein schmerzlicher Unterschied zwischen Illusion und Wirklichkeit. Das Zaudern und Bedauern, das Zweifeln und das Leiden finden ihren Ausdruck in Gefühlsqualen, Schreikrämpfen, Tränen und manch anderem. Keine Äußerung in diesem Alter sollte man auf die Goldwaage legen. Deshalb ist es in dieser Situation für den Pädagogen ratsam, das junge Herz zu besänftigen und aufzumuntern, damit es nicht daran verzweifelt, limitiert und reduziert zu sein. Eine erfahrene Internatspädagogin berichtet, dass ihre Hauptbeschäftigung in der Betreuung der Profilstufe (Klasse 8-10) darin besteht, die Schülerinnen und Schüler zu beruhigen. Die Pädagogin meint, der Erwachsene, der einen Jugendlichen in diesem Alter betreut, sollte in solchen Momenten kein Öl ins Feuer gießen, sondern die Seele des oder der Halbwüchsigen beruhigen. Denn es sind nur die Geburtswehen der bevorstehenden Jahre, in denen die eigene Kindheit und Jugend nach und nach abgestreift wird.
Die Entgrenzung der Empfindung zeigt ihr Wesen zum ersten Mal etwa im 14. Lebensjahr. Zu Anfang ist diese Ausweitung des Gefühls nur ansatzweise zu erkennen. Zu sehr steckt man noch in den Kinderschuhen. Dann aber steigert sich das Freiheitsverlangen Jahr für Jahr. Über diese Zeitspanne hinweg sollte der Mut des Heranwachsenden an Stärke zunehmen. Meist in kleinen Schritten. Manchmal aber auch in Form eines plötzlichen Wandels. Dann räumt das kleine Kind die Seele des Jugendlichen. Was man eben noch war, ist mit einem Wisch weg. Das schafft Platz für das Neue. Neue Perspektiven, neue Abenteuer, neue Experimente.
Individuelle Stärken und Kindisches kultivieren
Musik & Kunst, Naturwissenschaft & Technik oder Sprachen & Kommunikation: die Interessen und die Arbeitslust eines jeden Einzelnen führen dazu, dass sich zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr individuelle Stärken entwickeln, die den Jugendlichen manche Grenze überwinden lassen, die ihm vor kurzem noch unbezwingbar erschienen sind.
Sport, Soziales oder Künstlerisches sind hilfreiche Tätigkeitsfelder, um sich darin zu üben, eine eigene Persönlichkeit zu werden. Mehr darüber weiß die Hauserwachsene nach über 13 Jahre Erfahrung im Internat: Die „Damen und Herren im besten Alter“, wie die Pädagogin scherzhaft die ihr anvertrauten Mädchen und Knaben zwischen 14 und 16 Jahren nennt, werden von ihr in puncto Tatendrang als ziemlich schwankend beurteilt. Sie sagt: „Oft wissen sie nicht, was mit ihnen passiert. Sie wissen nicht, warum sie gerade lachen oder gerade weinen.“ Dann kann man den jungen Herrschaften vermitteln, dass es völlig normal ist, was gerade passiert. Das Normale daran ist, dass Entgrenzung und Begrenzung nicht immer harmonisch ineinandergreifen. Zwischen klein halten und groß werden entsteht Reibung. Falls es zwischen den beiden Kraftströmungen einmal knirscht, hilft es, die Spannung auf kindische Weise loszuwerden. Beispielsweise macht man sich dann über „nichts“ lustig. Oder aber man weint aus einem nichtigen oder unergründlichen Grund heraus.
Mit der wachsenden Persönlichkeit des Schülers oder der Schülerin fallen die Grenzen im Verhältnis zum Umfeld. Die Lehrer, Trainer, aber auch die eigenen Eltern, Geschwister und Nachbarn werden nicht mehr vorbehaltlos akzeptiert. An die Stelle einer etwas unbeholfenen Zugewandtheit tritt mit 14, 15 oder 16 Jahren eine offene Art der Begegnung. Man begegnet Erwachsenen einerseits respektvoll, andererseits auch schon mal kumpelhaft und furchtlos. Man sucht sich eine Stimmung oder eine Rolle, sich dem anderen gegenüber zu entgrenzen.
Während sich also Entgrenzung und Mut beim Jugendlichen zu einer neuen Lebenskraft steigern, wächst zugleich die Fähigkeit, selbstständig zu arbeiten, aber auch, sinnvolle Anregungen respektvoll entgegenzunehmen. Dadurch wird es dem Jugendlichen möglich, sich vage vorzustellen, selbst einmal erwachsen zu werden. Es ist zwar noch ein ferner Traum, aber das Leben schafft jetzt die eine oder andere Gelegenheit zu einem Probelauf.
Diesen Typ, der man ist, kennenlernen
Jetzt mit 16 entscheidet es sich, mit welcher Einstellung man seine menschlichen Beziehungen einrichtet. Ist man der Typ, einem anderen zu folgen oder anderen vorauszugehen? Im weitesten Sinn handelt es sich um die Weichenstellung, wie selbständig man im späteren Leben sein wird und wie kooperativ man auf den Partner schaut. Einzelkämpfer oder Teamplayer, soziales Miteinander oder Nonkonformist. Dieses Lebensjahr, das 16., gibt erste Hinweise auf ein produktives Erwachsenenleben. Es klärt, ob wir dem anderen einen Vertrauensvorschuss geben oder aber abwartend bleiben. Ob wir gerne den Partner wechseln und dem einen Besonderen treu ergeben sind. Was das Potenzial an Kontaktfreude betrifft, lernen wir uns mit 16 zum ersten Mal selbst kennen.
Für die allermeisten ist das im 16. Lebensjahr ein Paradox. Man lebt schließlich in starken Gegensätzen. Man hat zwar endlich die Kraft, die eigenen Begrenztheit zu spüren und anzuwenden, ist aber zugleich durchseelt von dem Gedanken, einmal so zu sein, wie ein bewundernswerter Erwachsener jetzt schon ist. Zwei widersprüchliche Wünsche, die geordnet sein wollen, um sie beide zu realisieren. Der 16-jährige will lieben und geliebt werden. Er oder sie will bestimmen und bestimmt werden. Man erlangt hoffentlich die Reife, um zu erkennen, dass beides geht, zum einen, die innere Verbundenheit zu schaffen, andererseits, die innere Einheit mit sich selbst zu bewahren.
Wie im Vorgriff auf spätere Jahre kann sich das Temperament und der Geist eines Menschen schon jetzt zeigen. Und das gelingt zuweilen in herausragender Manier auf dem Gebiet der Bewegung. Die Fähigkeit zur Bewegung findet mit 16 Jahren auf unterschiedliche Weise ihren Ausdruck. Sei es artistisch, elegant oder zweckmäßig – wer mit 16 schnell oder geschickt oder beides ist, ergreift damit die Chance, sein innerstes nach Außen zu kehren. Man vergrößert den Radius seiner Möglichkeiten. Ja, man hat das Gefühl der Grenzenlosigkeit in der Bewegung. Am häufigsten findet sich dieses Talent in der bevorzugten Sportart oder beim Spielen eines Instruments. Allgemein lässt sich von vielen 16-jährigen sagen, dass sie mit einem Talent besonders glänzen: mit ihrer Geschmeidigkeit und Geschicklichkeit.
10.8.2025
Volker Rothfuß
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