Das 35. Lebensjahr (Leseprobe)

Lebensjahrbeschreibung

Das Abenteuer mit einem Partner
Mit 35 Jahren in seinem Selbstbefinden unteilbar zu sein, bedeutet, mit sich selbst eine Einheit zu bilden. Mit sich selbst einiggehen, gibt der Welt einen Eindruck davon, dass wir mit uns selbst übereinstimmen. Mit 35 Jahren sind wir uns freilich bewusst, nicht allein auf diesem Weg unterwegs zu sein. Unser Selbstbild ist deshalb gemischt mit dem Wunsch nach einem Begleiter oder nach einer Begleiterin. Eine solche Verbindung geht in diesem Alter über die innere Verbindung zweier Menschen hinaus. Sie überschreitet die Grenze dessen, was die Liebe auf die Zahl 2 beschränkt. Sie weitet sich in den kosmischen Gedanken hinein, ob da eventuell Platz wäre für ein Kind.
In der Vorstellung reift der Gedanke, ein Kind zu bekommen und es aufzuziehen, wobei zeitgleich der Gedanke existiert, ein solches Abenteuer nur gemeinsam mit dem Partner zu beginnen. Doch was der Verstand zu begreifen versucht, muss zuerst das Bewusstsein erreichen und uns danach vollständig durchdringen.

Grundhaltung gegenseitiger Annäherung
Zu dieser biografischen Wandlung zweier Einzelpersonen zu einem Paar mit Kinderwunsch zählen Lebensgesten wie das „sich dem anderen annähern“, das „sich austauschen“ oder das „sich gegenseitig helfen“. In einer symbiotischen Beziehung kommt es außerdem darauf an, „sich abzusichern“ und „sich gegenseitig zu schützen“. Und man will viel Zeit gemeinsam verbringen. Fehler werden dabei gemacht, den eigenen Kopf durchzusetzen. Oder zu schnell einzuknicken, wenn vom anderen Forderungen kommen. Oder man nimmt sich zu viel Zeit für nochmal andere.

Ein lebendiges Zusammenleben
Die hier angeführte Grundhaltung ist die von Paaren im Alter von ungefähr Anfang 30 bis 35 Jahren. Beide Partner sind in die duale Gemeinschaft einbezogen und stellen fest, mit dem anderen im selben Strom des Lebens unterwegs zu sein, um der Welt etwas Neues hinzufügen. Doch obwohl der Einzelne im selben Fahrwasser wie der andere sich bewegt, gibt es Unterschiede, was das Bestreben angeht. Man geht verschieden entschlossen durchs Leben. In die Mitte des Lebensstroms begibt sich der bestimmtere der beiden Partner. Am ruhigen Rand des Stroms findet sich der andere, weniger zielstrebige Partner. Er ist derjenige, dem es um dasselbe geht, der jedoch gedämpfter in seinen Willensäußerungen ist. Er schwimmt am Rand. Er warnt den nach dem Maximum strebenden Partner vor Gefahren. Gäbe es nicht diesen Unterschied im Leben zwischen dem Hauptstrom und der Randzone, würden die Randständigen womöglich zum Stillstand kommen. Umgekehrt würden die Entschlossenen in der Mitte des Stroms über das Ziel hinausschießen, würden sie nicht vom Partner in ihrer Dynamik eingebremst werden. Davon abgesehen, neigen beide 35-jährigen Partner normalerweise dazu, in einen Ausgleich mit den anderen zu gelangen. Der Schnellere sucht das Gleichgewicht mit dem Langsamen. Der Langsame sucht umgekehrt das Gleichgewicht zu dem, der flotter unterwegs ist. Eine gewisse Bereitschaft, den Mitläufer in seiner Verschiedenheit zu verstehen, ermöglicht es, dass es zu einem lebendigen, inspirierenden Zusammenleben kommt. Für ein gegenseitiges Verstehen ist die Reibung eine Voraussetzung, welche durch die Verschiedenheiten der Beteiligten entsteht. Daneben bestehen zwischen zwei 35-jährigen Menschen, die das Leben liebeerfüllt miteinander teilen, weitere, mannigfaltige Beziehungen, von denen die gegenseitige Wahrnehmung die schönste ist. Das Kennzeichen der Wahrnehmung ist es, sich den anderen sinnbildlich einzuverleiben. Sich Wahrnehmen über das Trennende hinweg, erzeugt gegenseitige Wertschätzung.

Durch die Geburt eines Kindes wandelt sich die Liebe
Die Liebe eines Paares mit 35 Jahren muss durch ein Kind erlöst werden, sonst verströmt sie wirkungslos in den weiten Raum der Erde und des Himmels. Solange sie kein Kind miteinander haben, leben die Partner wie in einem leeren Haus oder in einer leeren Wohnung. Im Gegensatz dazu verdichtet sich ihre Liebe, wenn sie sich vornehmen, in ihrer gemeinsamen Behausung eine Familie zu gründen. Durch die Geburt eines Kindes wandelt sich ihre Liebe. Sie wechselt von der unendlichen Weite des Kosmos in einen geschlossenen Raum auf der Erde, in dem Mutter, Vater und das Kind geschützt beieinander sind. Mit einem Mal wird so eine Liebe im Außen zu einer Liebe im Innen. Seine Herkunft hat dieser biografische Entwicklungsschritt vom Paar zur Familie in zwei Bildern. Wir finden diese beiden Bilder astronomisch betrachtet in dem aus mehreren Sternen geformten Rechteck im Tierkreisbild der Zwillinge. Es zeigt nach traditioneller Interpretation zwei identische Kinder. Das Sternbild des Steinbocks zeigt ein geschlossenes Dreieck, das eine solide Einheit aus drei Sternen verkörpert. Das Dreieck lässt sich mühelos als Mutter, Vater und Kind interpretieren. Nicht selten sammeln sich in diesen beiden Bildern bedeutsame Planeten oder die Sonne selbst zu einem Zeitpunkt, wenn sich zwei Menschen dazu entschließen, eine Familie zu gründen.

Durchdringung mit den Kräften der Fülle

Schauen wir nochmals auf das Paar: Es wünscht sich ein Kind. Welche Kräfte wirken bei einem solchen Wunsch auf die Beteiligten ein? Was macht es mit dem Zeitempfinden der Protagonisten? Und wie wirkt es sich auf das Raumverständnis und auf die Liebekraft aus?
Die Mütter im Bekanntenkreis haben der werdenden Mutter gesagt, dass sie ihre Schwangerschaft genießen soll, gerade weil es die erste Schwangerschaft ist. Beim ersten Kind hat die Frau ja Zeit und muss sich nicht um ein anderes Kind kümmern. „Die Schwangerschaft genießen“ – worauf sich dieser Satz bezieht, lässt sich vielleicht zusammenfassen mit dem Begriff “Jungsein”lebende Organisation” umschreiben. Die Schwangere ist durch das Kind in hohem Maß körperlich von Kräften des Jungseins und jungen Lebens durchdrungen. Das Merkmal dieses Jungseins besteht darin, dass sich das heranwachsende, noch ungeborene Kind in der Mutter befindet und mit ihr eine Einheit bildet. Auf eine unmittelbare Weise reagiert sie auf das Kind in ihr, teilt die eigenen Bedürfnisse mit denen des Kindes. Indem die Mutter einen Teil ihrer Lebenskräfte dem Kind bereitstellt, wird der mütterliche Organismus zu einem Organismus der Fülle. Die damit verbundene Intensität verlagert sich vom Inneren ins Äußere und von der Unmittelbarkeit in die Mittelbarkeit, sobald das Kind auf die Welt kommt.
Gänzlich eingehüllt ist das zu gebärende Kind von Vorfreude. Es ist eine Sphäre der freudigen Erwartung, in der die Mutter auf die Geburt und damit auf das Ende der Schwangerschaft wartet. Man ist in guter Hoffnung. Sowohl die Betroffenen selbst, als auch die mitfiebernden Großeltern, die Nachbarn, Freunde und Verwandten. Alle freuen sich über die Ankunft eines kleinen, gesunden Menschen.

Wenn die Mütter gezwungen werden zu arbeiten
Den Begriff der Fülle übersetzen heutzutage viele Menschen mit Wohlstand. Dieser zielt hauptsächlich auf Besitztümer materieller Art. Das Baby lebt zwar in materieller Abhängigkeit bei seinen Eltern, ist aber von Anfang an sein eigener Mensch. Der ideelle Reichtum, ein Kind aufzuziehen, ist keine Illusion. Das Glück einer 35-jährigen Mutter und das Glück des Vaters, für ein kleines Kind da zu sein, ist keine Illusion. Eine Illusion ist es, wenn Politiker meinen, solche Kleinfamilien nicht unterstützen zu müssen. Beispielsweise durch Steuerbefreiung, einen Geldbetrag und andere Vergünstigungen. Es ist die Illusion der Politiker, zu glauben, es sei sinnvoll, wenn Mütter schon 14 Tage nach der Geburt an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Wenn die Mütter gezwungen sind, ihre Kinder alleine zu lassen, ist es gewiss kein Gewinn für das Ganze. Die Folgekosten durch psychologische Reparaturen an vernachlässigten Kindern sind weitaus höher, als die Steuereinnahmen, welche berufstätige Mütteran den Staat abführen.

Ohne Kind ist die Liebe verloren
Der seelisch-lebendigen Fülle mit der Geburt eines Kindes ging eine Seelenverfassung der Leere voraus. Auslöser für diese Leere war der kinderlose Zustand der Partnerschaft im Vorfeld der Schwangerschaft. Je länger das Paar kinderlos, desto stärker gelangte ihre Liebe füreinander an einen toten Punkt. Ihre Gefühle füreinander waren zeitweise mausetot. Das Leben wurde dadurch vorübergehend für beide unbrauchbar. Je länger sie kinderlos blieben, desto verlorener kamen sich beide vor. Beide bildeten eine Einheit der Leere. Um diese Einheit wieder mit etwas Leben zu füllen, breitete sich der Kinderwunsch aus und steigerte sich zu einer Obsession. Mit einem Kind würden sie wahrscheinlich zu einer neuen Einheit finden. Noch fühlte es sich an wie ein bevorstehendes Abenteuer, das zwar vorbereitet, in gewisser Weise auch gestartet war, das aber noch nicht in die Wirklichkeit umgesetzt war. Die Leere fand ein Ende mit dem Eintreffen der Nachricht „Ich bin schwanger“. Während der Zeit der Schwangerschaft bekam das Heim eine große Bedeutung. Es war noch nicht ausgestattet für die Belange eines Säuglings. Mit der Schwangerschaft begann der Kauf gewisser Gegenstände, welche der Pflege des Kleinen dienten. Der Sportwagen vor dem Haus wurde verkauft. An seine Stelle trat ein Kombi-Fahrzeug, das den Reiseansprüchen einer kleinen Familie gerecht wurde. Zu weiteren Anschaffungen drängte beide die Vorstellung von dem sich entwickelnden Kind im Leib der Mutter. Dem kleinen Bündel sollte es an nichts fehlen.

Sich seiner Umgebung zuwenden
Als die junge Mutter ihren Sohn zum ersten Mal im Arm hatte, dachte sie, „Wie hat er da nur reingepasst?!“ Langsam nahm sie ihren Leib wieder in Besitz. Alle Räume im Haus gerieten in einen Zusammenhang mit dem Kind. Selbst der Keller mit dem Heizungsraum. Darin stand ein neuer Brenner, der für wohlige Wärme auf allein drei Etagen sorgte.

Das Kind wirkte überaus robust, trotz seiner Hilfsbedürftigkeit. Alles, was es brauchte, hatte es in sich. Es war ein unteilbares Ganzes – eine Monade. Es war eine vollkommende Einheit und doch mit seiner Umgebung innigst verbunden. Neben Nahrung, Berührung (“Haut auf Haut”) und Hygiene war es vor allem auf Licht, Wärme und Wasser angewiesen. Es bekam eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung. Das Kind war ein einigendes, großes Sinnesorgan, das sich mit allem, was es hatte, seiner Umgebung zuwandte. Eine solche vollkommene Zuwendung ist das Geheimnis, um als Erwachsener jung zu bleiben. Zu bachten ist dabei nur, dass wir diese Zuwendung auf uns selbst richten, uns gut versorgen und gut mit uns selbst umgehen.

Es ist, als würde die Zeit selbst jung
Das Zeitempfinden der Mutter formte sich dank des Babys neu. Rückblickend dauerte die Schwangerschaft nur so lange wie ein Schnippen mit den Fingern. Die Zeit, welche die 35-jährige das Kind in sich trug, verkürzte sich im Rückblick. Sie meinte: This feels like forever ago. (Es fühlt sich an, als wäre es eine Ewigkeit her). Dagegen dehnte sich die Zeit unendlich weit aus, die sie damit verbrachte, das Kind zu pflegen und zu versorgen.
Wann immer wir unser eigenes oder ein fremdes Baby in den Armen halten, verbinden wir uns mit dem Zustand des Jungseins. Dabei verkehrt sich unser Zeitgefühl ins Gegenteil. Es ist, als würde die Zeit selbst jung.
Der Mutter- und Vatertrieb will dem Kind ewig zur Seite stehen. Die eigene Wertschätzung richtet sich ausschließlich danach, wie gut es dem Kind geht. Eigenes Unwohlsein wird ignoriert. Die abstrakt herbeifließende Lebenszeit des Kindes addiert man unbewusst auf die Jahre, die man selbst schon gelebt hat. Als würde uns mit dem Kind ein zusätzliches Leben geschenkt. Dadurch entsteht das abstrakte Bild von zwei Leben, die Vater und Mutter mit ihrem eigenen verbinden.

Abschied in die Freiheit des Eigenen

Nach der Geburt strahlt die Liebekraft der Eltern in neue Gebiete aus. Die Liebe als überströmende Kraft der Seele strömt aus in die Familie, in das eigene Lebensumfeld und in die ganze Menschheit. Mit der Liebe zum Kind schießt unsere Zuneigung in die ganze Welt. Der Überschuss an Liebe, der dabei entsteht, lässt uns unser Alter vergessen. Alt wird nur, wer all das Geschilderte entbehrt. Wallende Liebekräfte der gelebten Triade aus Vater, Mutter und Kind stellen sich dem Altwerden entgegen.
Das mit der Geburt in die Freiheit entlassene Kind aber verabschiedet sich nach und nach in seine eigene Zeit und in seinen eigenen Raum – die beide sein unsichtbares Ich umhüllen. Dieses Ich wird im späteren Leben für seine Eltern an die Stelle des kleinen Kindes treten, das die Tochter oder der Sohn einmal war. Das eine weist in die Vergangenheit, das anderein die Zukunft. Je früher die Eltern das Ich des Kindes erfassen, desto leichter fällt es für die Beteiligten, sich im Erwachsenenalter zu verstehen. Durch sein Ich bleibt das Kind für die Eltern als erwachsene Person erreichbar. Sein Ich spiegelt sich in der Welt. Es vervollkommnet die Liebe zu einem eigenständigen, freien Menschen

Dein persönlicher Biografie-Tipp für dieses Lebensjahr

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